Dummyarbeit – die verkannte Leidenschaft nicht hütender Border Collies:

Wer gerne mit seinem Hund Bällchen spielt, ihn aber nicht zum Balljunkie werden lassen und auch keinen Dummykurs absolvieren möchte, für den sind die nachfolgenden Übungen, etwas variiert, bestens geeignet. So braucht man nicht zwingend einen Dummy und auch keinen Dummywerfer. Mit einem Bällchen und ein bisschen Phantasie sind diese Übungen ganz einfach beim Spazierengehen nachzuvollziehen.


Für die ganz Eiligen, die gezielt eine Übung suchen, bitte direkt dem jeweiligen Link folgen: Marks, Blinds, Steadiness, Memories (wird fortgesetzt)


Sheela ist ja nun begeisterte Ballspielerin und bei meinen Überlegungen, wie ich diese Leidenschaft sinnvoll, im Sinne von „etwas für die geistige Beschäftigung tun“, nutzen kann, bin ich auf die Dummyarbeit gestoßen. Sheela ist nämlich auch ein sehr freudig und gut arbeitender Apportierhund, was definitiv nicht rassespezifisch ist. Und es gibt eigentlich nur zwei Gründe, sie nicht auf zum Beispiel Workingtests vorzustellen. 1. Die meisten Workingtests sind Rassehunden vorbehalten und 2. ist Sheela nicht schussfest. Der Schuss dient aber nun mal als Signal für den Beginn der Suche nach erlegtem Klein-, Feder-, Wasserwild.

Wir haben insgesamt drei Kurse à 10 Doppelstunden belegt und alle wesentlichen Einheiten der Apportierarbeit von der Pike auf gelernt. Ich baue auch immer mal wieder kleine Übungen in meine Spaziergänge ein, das macht diese für die Hunde spannend und abwechslungsreich.

Sheela beherrscht einfache und doppelte Marks, auch auf Distanzen größer 50 m und in unübersichtlichem Gelände. Hierbei werden ein bzw. zwei Dummys geworfen, während der Hund frei bei Fuß auf seinen Start wartet. Die Dummys, deren „Fallstellen“ der Hund gesehen hat und sich merken muss, müssen, gegebenenfalls in vorgegebener Reihenfolge, nacheinander vom Hund zurück gebracht werden. Hierbei darf sich der Hund auch nicht von eventuell weiteren fallenden Dummys oder sonstigen Geschehnissen ablenken lassen. Auch darf der Hund den Dummy, den er gerade im Maul hat, nicht gegen einen anderen tauschen. Der Dummy stellt schließlich geschossenes Niederwild dar, welches, falls nur angeschossen, nicht verletzt entkommen sollte.

Marks, egal ob ein-, zwei-, dreifach sind Sheelas größte Schwäche bei der Dummyarbeit, weil sie, rassebedingt weder Jagd- noch Apportierhund, häufig eher erwartungsfreudig auf mich anstatt nach dem „fliegendem“ Dummy schaut.  So kommt es vor, dass für uns hieraus eine „Verlorensuche“ wird, bei der der Hund in einem vom Hundeführer angezeigtem Gebiet einen oder mehrere Dummys, mit oder ohne dessen weitere Hilfe, suchen und bringen muss.

Bei den so genannten Blinds, nur der Hundeführer, nicht aber der Hund hat die Fallstelle des Dummys gesehen, ist Sheela ganz groß, weil sie sich super auf große Distanzen mit Pfiff- und Sichtzeichen führen lässt. Sheela lässt sich auch hervorragend stoppen, eine Eigenschaft, die Border Collies für die Arbeit an Schafen zwingend brauchen.

Auch in den Steadiness – Übungen kann Sheela ihre rassetypische Bereitschaft zur Unterordnung voll entfalten. Während der Hund frei bei Fuß alleine oder in einer Gruppe durch das Gelände geführt wird, „fliegen“ die Dummys rechts, links, vor, hinter oder über den Hund und dieser darf nur und ausschließlich auf eindeutigen Befehl den angezeigten Dummy holen. Auch bei dieser Übung werden manchmal Verleitungsdummys geworfen, die natürlich durch den Hund nicht beachtet werden sollten. Sheela ist diesbezüglich cool, ein einmal „eingefangener“ Dummy wird nicht mehr abgelegt. Weniger cool findet Sheela das press bei Fuß gehen und windet sich immer ca. einen Meter vor mich. Da bleibt natürlich auch nicht viel Platz für die (imaginären) Schafe… (Border Collies versuchen stets die Zwölf-Uhr-Position gegenüber ihrem Menschen einzunehmen, zwischen ihm und dem Hundeführer sind dann die Schafe).

Sheelas absolute Lieblingsübung sind die Memories. Ein Dummy wird zusammen mit dem Hund an einen beliebigen Platz gebracht und abgelegt. Unter Ablenkung (ich baue immer ein paar Gehorsamkeitsübungen ein) wird der Hund an den Ausgangspunkt zurück gebracht und dann zum (hoffentlich gemerkten) Dummy zurück geschickt, um diesen zu holen. Das ist übrigens eine schöne Übung für Spaziergänge und funktioniert natürlich auch mit einem Ball!

Aus den vorgenannten Übungen lassen sich natürlich auch noch zahlreiche Kombinationen herstellen, die somit immer neue Aufgaben für den Hund ergeben.

Erschwerend kommen im Training dann das Überqueren von Hindernissen und  Geländeübergänge hinzu. Es ist erstaunlich, wie irritiert die Hunde anfangs sind, wenn die Bodenbeschaffenheit wechselt. Viele Hunde stellen an den Übergängen erst einmal das Suchen ein. Geländeübergänge sollten langsam und anfänglich nur auf kurzen Distanzen trainiert werden. Richtig schwierig sind die Wasserapports (Dummy muss aus dem Wasser geholt werden). Die Übung an sich ist für wasserbegeisterte Hunde nicht nennenswert schwierig, wohl aber die Abgabe in die Hand. Hunde haben nämlich das Bedürfnis, sich nach Verlassen des Wassers erst einmal ausgiebig zu schütteln und dabei den Dummy (das eventuell verletzte Wild…) loszulassen. Hier hilft nur sehr konsequentes Training und anfangs, dem Hund ein gutes Stück entgegen zu kommen…

Ich halte Dummyarbeit oder Übungen hieraus für Hunde, die gerne apportieren, mitdenken und mitarbeiten, für eine wunderbare Beschäftigungsmöglichkeit, die diese geistig und körperlich auslastet und fordert sowie fördert und damit eine gute Basis für die Alltagstauglichkeit unserer Hunde darstellt.