Vor gut vier Jahren standen der Zwerg und ich das erste Mal auf einer Koppel mit Schafen, um zu gucken, ob wir beide Interesse an und Lust am Arbeiten mit Schafen haben. Aivy hatte dies auf jeden Fall und ich habe gute drei, dreieinhalb Jahre und ganz viel Training von Sabine W. gebraucht, um dies entsprechend händeln zu können. Und getreu dem Motto "pro Pfote ein Jahr" und mit gutem Zureden von Sabine, hat es vier Jahre und einen Hauch Übermut gebraucht, bis ich dann endlich unsere erste Koppelgebrauchshundeprüfung (KGP) der Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland e.V.gemeldet habe... tja, und so standen wir dann samstags um kurz nach neun bei regnerischem und windigem Wetter auf der großen Koppel bei German Braun in Römerberg und waren gespannt, was uns erwartet!

Wir waren an beiden Tagen am Start. Realistische Chancen habe ich mir nicht ausgemalt, habe die Teilnahme an der Prüfung aber als Chance für ein Training auf unbekanntem Gelände, mit fremden Schafen und neuen Aufgaben angesehen. Da ich aber tatsächliche das größere Problem in unserem Team und bei der Abarbeitung der Aufgaben bin, habe ich für mich entschieden, dass ich, sollte ich zu getresst, zu hektisch, zu unsouverän sein, die Prüfung abbreche, bevor Aivy vor lauter Druck und Unsicherheit die Nerven verliert, explodiert und dann einfach nur noch ihr Ding durchzieht. Das tut weder ihr, noch den Schafen und natürlich noch mir gut.

Unser Parcours am Samstag begann mit dem Auspferchen (15 Schafe) und dem anschließenden Nachreiben über eine Gesamtstrecke von ca. 300 Metern. Die Treibstrecke begann mit dem "Überqueren einer Straße", an der vorher gestoppt und geprüft werden musste, ob sie frei ist. Glücklicherweise war die Straße lediglich eine mit Pfosten markierte Stelle, ansonsten hätte nur Hoffen und Beten eventuell Schlimmeres verhindern können, da ich Honk die Schafe nach dem Auspferchen nicht ausreichend stabilisiert habe und sowohl diese, als auch Aivy die Straße ohne mein Zutun querten... bäng, gerade gestartet und DIS! Von der "Straße" aus ging es direkt in einen Streckenabschnitt, der ebenfalls auf der einen Seite abgesteckt, auf der anderen Seite mit befüllten Futtertrögen abgegrenzt war (simuliert zum Beispiel frische Wiesen, die aber nicht betreten werden dürfen). Brav hielt der Zwerg alle Schäfchen mittig auf der Strecke! Danach ging es für alle, also Mensch, Schafe, Hund über eine "Brücke", simuliert durch Gatter und einer auf dem Boden liegenden Folie... eine Übung, die wir noch nie gemacht haben. Vier Schafe haben sich dann für die Flußquerung entschieden, die übrigen Schafe und auch Aivy sind mir artig hinterher. Das Nachtreiben endete mit einem Slalom um mehrere Pfosten, bei dem der Richter den Hund möglichst selbstständig arbeiten sehen möchte. DAS können wir tatsächlich ganz gut ;)

Das Wegtreiben, und das bitte in gerader Linie, können wir auf kurze Distanzen, nicht aber auf die geforderten 100m. Ich habe mich dann entschieden, mitzugehen, was uns per se die halbe Punktzahl in dieser Übung gekostet hätte, wären wir nicht eh schon disqualifiziert. Nach besagten 100m muss der Hund zum Startpfosten zurück und die Schafe werden durch einen Helferhund weitere 50m weggetrieben. Aivy läuft in der Regel wirklich schöne Outruns, um mir die Schafe zu bringen, über die 150m kann sie es allerdings noch nicht, das können wir so auf unseren Trainingsflächen auch nicht üben, geben diese die Strecke einfach nicht her... der Zwerg lief gute 100m, fragte dann aber deutlich nach und verlor dann die Schafe gänzlich, als diese entschieden, den Heimweg zur Futterweide anzutreten :(. Der Zwerg konnte nicht verstehen, dass nun die Arbeit für sie vorbei war und ich gelobte für Sonntag eine für uns bessere Strategie zu probieren.

Zum "cool down" gab es dann noch einen wunderschönen Spaziergang bei mittlerweile angenehmem, spätsommerlichem Wetter...

Alles in Allem bin ich aber sehr zufrieden, ich war, obwohl ich tatsächlich sehr aufgeregt war, vergleichsweise ruhig im Umgang mit Aivy und den Schafen, Aivy hat wirklich tolle Sachen gezeigt, die Schafe auf der Straße gingen zu 100% auf mich, die im Flußbett allerdings nicht, und am 150m-Outrun müssen wir halt iwie noch arbeiten...

Sonntags ging es noch ein Stunde früher los, dafür war es sonniger, aber auch deutlich kälter und, wir hatten "Verstärkung" dabei ;)

Bibi on Tour ;)

Warten auf den Start...

Der "Parcours" war der gleiche wie samstags, der Pferch mit den Schafen, wieder 15 an der Zahl, stand allerdings deutlich weiter weg von der "Straße". Auspferchen und "Straßenquerung" waren diesmal also kein Problem ;)

Dafür haben ein, zwei Schäfchen den Weg an den Futtertrögen geringfügig verlassen...

Am Fluss hat dann auch nur noch ein Schaf den Weg durch's Wasser gewählt ;), dafür war der Slalom nicht so gut wie samstags. Nicht alle Schafe sind sauber um alle Pfosten gelaufen. Beim anschließenden Wegtreiben bin ich dann gleich ein wenig mitgegangen, kostete zwar die halbe Punktzahl, die aber haben wir ohne weitere Abzüge mitgenommen :). Dennoch schade, über das "lie down" hat's Zwergi mal wieder mit mir diskutiert...

Beim Einsammeln der nun 150m weit weg stehenden Schäfchen habe ich dem Zwerg geholfen und bin ein ganzes Stück weit vorgegangen, bevor ich's  Zwergi geschickt habe... Hälfte der Punkte weg, aber Zwergi kam, anders als Samstag, zum Erfolg. DAS war mein Trainingsziel am Sonntag! Der Zwerg lief schön vor, aber in Anbetracht, dass sie die 150m-Distanzen nicht kennt, war sie dann hinter den Schafen ein bizzeli "out of control"...

Tja, und dann stellte ich fest, dass wir immer noch im Rennen sind und nun, als nächste Aufgabe, die Schafe in die Sortieranlage bringen mussten. Da ich nicht daran geglaubt hätte, soweit zu kommen, habe ich mir auch vergleichsweise sehr wenig Gedanken darüber gemacht, wie ich die Aufgabe löse würde *hüstel*, aber, oh Wunder, der Zwerg hat die Schafe nach einigem Hin und Her sicher in die Sortieranlage gedrückt und ich war schnell genug, das Törchen zum Sortieren so zu betätigen, dass die ersten fünf Schafe sozusagen "ungeschoren" (was ein Wortspiel) die Anlage verlassen konnten, die verbleibenen zehn dort erst einmal "geparkt" wurden. Uffff.... Für's Zwergi war es sehr schwer, die nicht gepferchten Schäfchen von den gepferchten zu trennen (wir können halt einfach noch nicht "shedden"), haben es dann aber iwie hinbekommen und zum Abschluss die fünf "Außenseiter" im Hänger eingepfercht... ich war perplex... alle Aufgaben gelöst, wenngleich mit viel Punktabzug, aber geschafft... ich hab's Zwergi gefeiert!!!

Nun haben wir 86 von insgesamt 150 Punkten erlaufen, zum Bestehen hätten wir 105 gebraucht, aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich bis "neulich" nicht daran geglaubt hätte, dass ich als absoluter "Schafanfänger" jemals in eine solche Prüfung gehe und dat Zwergi so händeln kann, boah, ich bin soooo stolz auf diesen kleinen, großartigen Hund! Danke, Sabine, für das unermüdliche Training und danke, Pia, für's gesamte Coaching drumherum!