Gready, Granny, Seelenhund,

neulich hast du mir mal wieder gezeigt, wie schön es ist, einen „coolen“ Hund an der Seite zu haben. Gready, du bist älter geworden, mit mir älter geworden, und hast noch nichts von deiner Ausstrahlung und deiner unvergleichlich souveränen Art eingebüßt.


Sheela im August 2013

Ich habe mich gerade an unsere ersten (und einzigen) Turniere im Jahr 2008 erinnert, da waren wir noch nur zu zweit, wir sind auch ohne Vereinskollegen gefahren, weil wir zu der Zeit die einzig aktiven Turnierläufer in unserem Verein waren. Wir haben uns ein Plätzchen gesucht (ja, damals waren es noch ein Plätzchen und nicht Zelte an Zelten, die den etwas später gekommenen den Blick aufs Turniergeschehen komplett versperren), Höckerchen gestellt, Decke ausgelegt und gechillt bis es losging. Während der Parcoursbegehung hast du ruhig an unserem Platz gewartet, ich musste auch niemanden drum bitten, mal kurz „auf meinen Hund“ aufzupassen. Kurz bevor wir dran waren, ein bisschen warm gemacht, gelaufen, kurzer cool down und weiter gechillt… das waren Zeiten!

Kürzlich sind wir spät abends noch mal raus, du gehst die 100 m ins Feld immer ohne Leine, Kenzie hing – wie öfters mal – in selbiger, weil irgendwo eine Katze rumlief und Tattoo verbellte im Feld mal wieder Gespenster. Gegebenheiten, die ich so von dir nicht kenne, und das ist schön so… jetzt frage ich mich, warum bist du so ein souveräner Hund (geworden)? Ich glaube nicht, dass es nur die Gene sind, vielleicht aber die Tatsache, dass du als Einzelhund aufgewachsen bist, mit viel mehr Zeit meinerseits für dich und die zu erkundende Welt, als ich für die zwei „Nachzügler“ habe aufbringen können. Überhaupt, du hättest, glaube ich, auch ganz prima ohne die zwei durchs gesamte Leben gehen können, dir reicht dein Plätzchen bei mir, dabei sein ist alles. Das ist noch heute so und gerne schaffe ich immer wieder Privilegien für dich, weil die beiden anderen dich nun mal nicht immer mitspielen lassen… aber eigentlich willst du das auch gar nicht. Das ist dir alles eh zu wild und viel zu distanz- und respektlos. Und bevor du dich mit Kamikaze-Taddy um ein Stöckchen streitest, überlässt du es ihr, getreu nach dem Motto, „die Klügere gibt nach“. Umso mehr freust du dich, wenn ich ganz explizit mit dir und deinem Stöckchen spiele und Tattoo bewusst mal außen vor lasse.

Und arbeiten, ja, das machst du immer noch gerne, sehr gerne. Du hast mittlerweile verstanden, dass du kein Agility mehr machen darfst. Das ist dir unglaublich schwer gefallen… sabbernd und innerlich erregt hast du am Platzrand gelegen und gehofft, doch noch mal dran zu kommen. Auf dem Hundeplatz, auf dem du einmal sportlich angefangen hast, stürmst du noch heute so durch die Tür, dass du keinen Zweifel daran lässt, noch einmal in einen Parcours gehen zu wollen. Dennoch kannst du mittlerweile wirklich gelassen mir beim Training mit Kenzie und Tattoo zuschauen und freust dich, wenn ich dich am Ende für eine Tunnelflitzerunde noch mal hole. Und was für eine schöne Unterordnung du läufst, mit viel Spaß, sehr korrekt und manchmal ein bisschen vorauseilend gehorsam… was sind wir für schöne Prüfungen gelaufen und Gready, da geht auch noch ein bisschen was. Es ist schön, auch mit dir immer noch sportliche Ziele zu haben und darauf hinzuarbeiten.

Gready, es ist auch schön, dich als Begleiterin zu haben und ich genieße es sehr, manchmal nur dich irgendwohin mitzunehmen, zum Beispiel zum Essen gehen. Dann legst du dich seelenruhig zu meinen Füßen ab und döst einfach nur vor dich hin. Da schaut auch mal eine Auge auf die Geschehnisse drum herum, es wird aber nie geknurrt, gebellt, in die Leine gehängt, weil ein anderer Hund oder ein irgendwie „komischer“ Mensch das Restaurant betritt… hach, in solchen Situationen bist du einfach ein Vorzeigehund! Oder im Büro, dritte Etage, draußen klappert das Halsband eines vorbeigehenden Hundes, Kenzie blafft, Taddy mit und du? Nix! Ich glaube, wenn sich in dem Moment dein Augenlid bewegt, ist das viel… überhaupt lässt du dich durch die zwei, die draußen hin und wieder schon mal etwas prollig sind, nie zum Mitmachen verleiten, im Gegenteil, durch deine ruhige Art trägst du zur Entspannung in solchen Momenten bei. Sehr schön hast du auch Tattoo mal aus einer für sie ausweglosen Situation geholfen. Wir standen zuhause im Korridor, Taddy noch im Wohnzimmer, im Türrahmen mein gepackter Rucksack… mein Gott, war der gefährlich! Taddy traute sich nicht an ihm vorbei, kläffte ihn lauthals an, in der Hoffnung, er möge da gefälligst verschwinden. Das tat er natürlich nicht, also gingst du zurück ins Wohnzimmer, Taddy stoppte sofort ihr Bellen und zusammen seid ihr dann, vorbei am Rucksack, zu mir in den Flur gekommen. Das hast du super gemacht und ich war sprachlos…

Warum schreibe ich das alles? Weil ich einfach einmal dem Umstand Tribut zollen möchte, dass du ein ganz, ganz toller Hund bist. Ich wünsche uns jedenfalls noch viele schöne gemeinsame Jahre und dir, dass du weiterhin so gelassen mit den „Lütten“ und der daraus resultierenden Lebenssituation umgehst.