...bzw. sich gar nicht erst etablieren wollen ;) (liebe Agisportsfreunde, die ihr bei mir trainiert... ich fühle mit euch!). Hütetraining bei den Rheingauer Sheepdogs mit Kai Haus und der Honk beim Hüten mit Aivy bin eindeutig ich! Aivy mag nicht so gerne die Schafe einfach nur mal geradeaus iwo hintreiben (was aber manchmal einfach sein muss, Stall, Hänger Pferch etc.), sondern möchte mir die Schafe, ihren Genen folgend, einfach nur immer bringen! Das kann sie, auch sehr gut, ist aber eben nur ein kleiner Teil der Arbeit von "echten", also täglich am Vieh arbeitenden Koppelgebrauchshunden. Unser Trainingsziel am Wochenende: bitte einfach mal geradeaus treiben, ohne sofort in eine Flanke zu gehen.
Ich war anfangs nicht nur ein bisschen nervös, sondern in der Tat - gestresst. Bei nahezu jedem Agilitytraining unter professioneller Anleitung, weiß ich, worauf ich mich einlasse. Natürlich befinde ich mit den wahren Profis nur bedingt auf Augenhöhe (könnte ich alles, müsste ich nicht bei ihnen trainieren!), aber ich habe ausreichend eigene Erfahrung, um im Zweifel auch mal dagegen zu diskutieren. Das ist beim Hüten eben nicht so... da stehe ich auf großer Fläche, mein genetisch auf "ich bringe dir die Schafe" - gepolter Hund hat die Situation längst erfasst, ich denke kurz nach, ob ich Aivy links oder rechts um die Schafe schicken soll, fehlender Automatismus versagt mir das Kommando und schwupps, Aivy tut so, wie ihre Genetik es ihr sagt. Die Schafe sind bei mir, aber eben leider nicht auf dem Weg zu Stall, Hänger, Pferch, was auch immer...
Dazu kommt ein weiterer versagender Automatismus. Ich selbst schaffe es unter derartiger Anspannung kaum, eine "Einladung" zur Befolgung eines Hörzeichens an Aivy aussprechen. Da predige ich immer, das 1. Hörzeichen (z.b. "Komm her") sollte eine freundliche Einladung an den Hund sein (der dann gegebenfalls stimmliche Eskalationstufen folgen können), ich stehe dann aber selbst auf der Weide und "donnere" den Hund schon von Anfang an ins "Lie down", und das mitunter ohne den Blick dafür zu haben, ob die jeweilige Situation (Handler, Schafe, Hund) dem Hund überhaupt ermöglicht, guten Gewissens eine verhaltene Position einzunehmen. Zumindest wundere ich mich nicht, wenn der Hund situativ meiner Anweisung nicht folgt, theoretisch (!) verstehe ich die Zusammenhänge ja ;).
Kurzum, nach der ersten Trainingseinheit bekam ich den gaaaanz großen Spiegel meiner Unzulänglichkeiten vorgehalten... aber der Hund war toll :)
So habe ich mir die Worte dann sehr zu Herzen genommen und in den folgenden Trainingseinheiten sehr kleinschrittig umgesetzt - mit Erfolg! Ich war deutlich ruhiger (die erste Aufregung war ja verflogen), Aivy sehr konzentriert und mit dem Blick auf die Gesamtsituation konnte Aivy auch meine Ansagen viel besser annehmen und so konnten wir tatsächlich auch mal etwas längere Passagen einfach nur geradeaus treiben. Ich war geflasht...
Tolles Wochenende, tolles Wetter, tolles Training, tolle Aivy! Jawoll!