… ja, ist SIE! Aivy darf (ähm, muss) zwecks Alltagstraining mit zum Essengehen ins Restaurant. Die Wirtsleute sind instruiert, wir haben einen Platz am Rand, das Zwergi glotzt sich - ganz still übrigens - die Augen aus und vom Nachbartisch kommt das unvermeidliche: „Ist der süß!!! Darf ich mal streicheln?“ - Ähm, NEIN - und wieder ziehe ich als erste Reaktion darauf völlig verständnislose Blicke auf mich...

Und wenn doch? Mal rein hypothetisch weitergedacht...

Jahaa, Welpen sind so süß, jahaa, ich fühle mich als Welpenbesitzer gebauchpinselt, wenn mir völlig Unbekannte meiner Meinung sind, dass mein Hund soooo süß ist. Jahaa, der Hund darf natürlich gestreichelt werden, er soll ja schließlich Mensch und Restaurantbesuch positiv belegen und wie gesagt, mein Hund ist ja so süß. Die vom Nachbarstisch finden das auch und natürlich dürfen auch die mein Welpi knuddeln. Und dann ist da ja noch die Kellnerin…

Beim nächsten Restaurantbesuch kommt das Welpi wieder mit (ha, hier haben wir ja noch ein anderes Defizit, Hund bleibt ja (noch) nicht alleine zuhause und Box ist heutzutage verpönt (aber nur zuhause, im Turnieralltag komischerweise eher nicht *Ironie wieder aus*). Welpi freut sich auf viele knuddelnde Hände und ist in Anbetracht selbiger auch mehr oder minder für die kurze Zeit der Essenseinnahme gut zu händeln…

Nun wird uns das ein bisschen lästig mit den Tischnachbarn, die ständig unser Welpi so süß finden. Wir wissen nämlich mittlerweile, dass das Welpi auch „Nichtsüßanteile“ in sich trägt und hätten gerne - im Gegensatz zu unserem Hündchen - ein wenig mehr Ruhe beim Restaurantbesuch. Da fällt uns dann der von allen Seiten und insbesondere in Hundeforen viel gepriesene Kong (oder irgendwas Vergleichbares) ein. Unsere Restaurantbesuche werden irgendwie deutlich kürzer, weil der Kong nicht lange hält oder an Bedeutung verliert. Aber wir wissen eben auch, das ist ein Welpi, das kann der halt noch nicht. Spätestens jetzt setzen wir unsere Frustrationstoleranz deutlich nach unten und so ganz nebenbei auch die unserer Hunde…

Ein paar Male später, Welpi ist Junghund geworden und irgendwie bei weitem nicht mehr so süß, wie wir das in Erinnerung hatten. Wir gehen an unseren Platz, unsere Tischnachbarn sind beschäftig, Ex-Welpi erinnert sich… Tischnachbarn sind so toll!!! Komischerweise sind die das von nahezu jetzt auf gleich nicht mehr, Ex-Welpi besucht den anderen Tisch. Nee, die können mit dem mittlerweile nach „normalen“ Hund aussehenden und aufgrund seiner Pubertät vielleicht sogar grobmotorisch wirkenden Hund auch nix anfangen und Ex-Welpi versteht die Welt nicht mehr. Wen wundert’s dann, dass hund - durchaus nervtötend - die Aufmerksamkeit einfordert, die er während der „ach-ist-der-süß“- und anschließenden „ich-probier‘s-mal-mit-nem-Kong/Kauartikel“- Phase bekommen hat?

Und nun?

Ja, Welpen sind so süß und dennoch müssen sie lernen, nicht der Mittelpunkt der Welt zu sein (gilt ja für sehr viele Alltagssituationen). Blöderweise muss Mensch (also der, der so nen zuckersüßen Welpen gerade sein eigen nennt), dem Welpi hierbei ein bisschen helfen und ggf. an den „Trainingspartner“ Mensch (in diesem Fall im Restaurant) appellieren, das ach so süße Kleinteil einfach zu ignorieren. Meistens klappt das, wenn man mit seinem Mitmenschen darüber gesprochen und auf die Konsequenzen des Knuddelversagens hingewiesen hat, auch wirklich gut, weil eigentlich fast alle Mitmenschen schon mal ungewollten Kontakt mit distanzlosen Hunden hatten. In unserem Fall durfte die „verliebte“ Kellnerin, die übrigens selbst einen nicht restaurantkompatiblen Hund hat, Aivy beim Gehen mal gründlich durchknuddeln. Alle hat’s gefreut!